• Ginji
    Ginji
    2018-06-05

    Im Übrigen gibt es in Bezug auf die AfD und die FPÖ einen Beschluss der israelischen Regierung, deren Mitglieder nicht offiziell zu empfangen oder gar Kontakte zu pflegen. Daran ändert auch nichts der Besuch des Likud-Abgeordneten Glick bei Strache (FPÖ) etwas, der in seiner eigenen Partei komplett isoliert ist und selbst betonte, als private Einzelperson gegen die eigene Parteilinie nach Österreich gefahren zu sein (warum noch kein Ausschluss erfolgt ist, wäre mal zu erörtern).

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-05

    passend dazu, darf sich armin langer in der zeit dann auch über den neuen antisemitismus-beauftragten empören https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-06/felix-klein-antisemitismusbeauftragter-bundesregierung-demo-evangelikale

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-05

    Und nachdem mir von Gokh pathalogisierend psychische Verschiebungen sowie Moralismus und von Beatclub FC Rassismus (wegen dem Wort Alibi-Jude) vorgeworfen wurde, ein kleines Statement:
    Ich bin nicht dem Moralismus verpflichtet, sondern Ofer Waldmann. Und das mir psychische Verschiebungen per Ferndiagnose unterstellt werden, kenn ich persönlich nur von Vulgär-Antideutschen mit Freudzitat-Dropping. Aber bei Beleidigungen lernt man scheinbar nie aus. Mir geht es in polemischer Absicht, deshalb das Wort Alibi-Jude, worauf ich gleich noch zurückkommen werde, darum, aufzuzeigen, dass es unerheblich (Herkunft, Religion, usw.) ist, wer ideologischen Schrott äußert, d.h. es ist zu kritisieren. Anscheinend ist der Kulturalismus bei einigen soweit fortgeschritten, dass jüdische Antiztionisten per se die besseren Juden wären. Was u.a. mit derzeitigen oder früheren linkszionistischen oder kommunistischen Juden ist, spielt da anscheinend keine Rolle, bspw. die Texte und Artikel des kürzlich verstorbenen Moishe Postone. Aber das nur am Rande.
    Zu dem genannten Wort, wo mir warum auch immer Rassismus unterstellt wird (wo setze ich bspw. Individuen und eine Religion/Ideologie in eins? Anscheinend der Methode nach, wer zu erst Nazi ruft, hat gewonnen). Es soll darauf verweisen, dass Juden, die eben Stuss von sich geben, den Deutsche nicht so aussprechen können, weil es einen antisemitischen Kern hat, als Kronzeugen herhalten müssen. Soweit, so banal, so alt. Den Vorwurf dreht er ja um. Es ist erstaunlich, dass, wie oben erwähnt, einige Juden eben nicht als Individuen mit unterschiedlichen Positionen und Ideologien, d.h. eben als gewöhnliche Menschen wahrgenommen werden, die man entsprechend auch polemisch bezüglich ihrer Positionen und Ideologien kritisiert werden können, sondern wie unter Artenschutz gestellt werden. Da frag ich mich dann, ob dass nicht weitaus eher rassistischen, wenn nicht gar philosemitischen Überlegungen entspringt.
    Zwecks des Kollektivgedankens bei Ofer Waldman:
    “Beschämt stellen wir, Israelis und Juden, fest, wie die europäischen Kräfte, die den Islam und die Muslime als eine Bedrohung für das europäische Abendland halten, dieser Einladung ebenfalls folgen.” - Deshalb gibt es auch von der rechten israelischen Regierung eine Vereinbarung, Mitglieder der AfD und FPÖ weder offiziell zu empfangen noch Kontakte dahin zu pflegen. Und ebenfalls genau deshalb hat man Politiker wie Strache und Petry, die versucht hatten, ein offizielles Treffen in Israel bei ihrem Besuch zu bekommen abblitzen lassen. Wo ich Ofer Waldman zustimme, was zugegebener Maßen aus dem Eingangspost nicht ersichtlich war, weil es mir auch nicht darum ging, ist wegen der Besuch Netanjahus bei Viktor Orban. Aber auch an dieser Stelle schreibt er im besten zivilgesellschaftlichen Deutsch von reaktionären Ansichten, anstatt bspw. die Soros-Kampagne als das zu benennen, was sie ist: antisemitisch. Gleichzeitig zeigt sich hier von mir erwähnte: Netanjahu ist ebenso ein Mensch mit Positionen und Ideologien, die kritisiert gehören, nicht mehr und nicht weniger.
    Es zeigt sich vielmehr und auch das ist nichts Neues, dass hier wohl nur rudimentär ein Begriff des Antisemitismus vorliegt. Der Konjunktiv ist bewusst gewählt, schließlich kann ich nicht in seinen Kopf schauen, aber mehrfach klingt das an.
    Hinzu kommt, dass er an dieser Stelle in Anspruch nimmt, wie es ebenfalls anklingt, für eine Mehrzahl an Israelis zu sprechen oder zumindest den Eindruck erwecken möchte, dass zu tun. Zumal er es vermeidet, eine bestimmte Richtung innerhalb der israelischen Gesellschaft zu benennen, die eben zurzeit nur eine Minderheit ausmacht und die sich gleichsam, wie in einer bürgerlichen Demokratie üblich, an gesellschaftlichen Debatten und dergleichen beteiligt. Über seine Mitgliedschaft an NIF sag ich an der Stelle nichts, wo genug Gruselgruppen mit drin rumspringen und auf der typisch antizionistischen Klaviatur spielen, u.a. die Apartheitsvorwürfe (Eine treffende Gegendarstellung dazu von der Organisation Africans for Peace: https://africansforpeace.com/one-state-means-war-oppression/)
    Zugleich findet eine Verschiebung dahingehend statt, wer nun als Täter und Täterinnen von antisemitischen Straftaten in Betracht kommen, sozusagen als vorauseilende Absicherung. Dem widersprechen die bereits bekannten Ergebnisse der verlinkten Studie (siehe S. 4.):
    “Rund ein Drittel der Befragten beschreiben die Täter und Täterinnen dieser Vorfälle als ihnen unbekannt. Sie werden im linksextremen und rechtsextremen Spektrum zu gleichen Anteilen vermutet und benannt. Für einen großen Teil der Beleidigungen und Übergriffe werden muslimische Täter und Täterinnen aufgeführt.”
    Das ging es mir aufzuzeigen, denn Ofer Waldmann ignoriert ja die Feststellung im Anschluss, die u.a. im Tagesspiegel getroffen wurde, wenn es um die Einordnung geht (https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-registriert-mehr-faelle-antisemitische-taten-haben-sich-in-berlin-seit-2013-verdoppelt/21072134.html). Es erschreckt ein wenig, wie hier tatsächliche Übergriffe auf Juden bagatellisiert werden und wie wiederum ignoriert wird, was u.a. in der Jüdischen Allgemeine erst wieder zu lesen war, dass bei derartigen Übergriffen die Umstehenden wegschauen oder ignorieren. Das gehört zumindest angesprochen (wenn nicht gar in einigen Fällen skandalisiert zum Zustand in Deutschland).
    Ofer Waldmann dreht dann wie erwähnt den Kronzeugen-Vorwurf einfach um, auch in Ignoranz darüber, dass sich bspw. der Zentralrat der Juden bereits mehrfach und auch nachdrücklich gegen die AfD und Co. ausgesprochen hat und gleichzeitig thematisiert hat, dass es auch neben den antisemitischen Angriffen von links und rechts eine Zunahme festzustellen sei durch Muslime. Und damit sind weder alle gemeint, noch wird hier eine Kollektivierung ausgesprochen.
    Ofer Waldman will auch nicht unterscheiden zwischen der wie angesprochen antisemitischen Soros-Kampagne und direkten körperlichen Angriffen, die noch eine andere Qualität, insbesondere für die Angriffenen selbst, darstellen oder in seinen Worten “oft dramatisch kommentiert” werden, als sollte man nicht froh sein, dass das, wie der ordinäre Antisemitismus eines Höcke, nicht skandalisiert wird sollte.
    Alles in allem erzählt Ofer Waldman seinem Bauchgefühl nach, ohne Überprüfung weiterer Sachverhalte, die ebenso bereits in der Zeit diskutiert worden sind, dass sich Israel in Richtung eines autoritären Staates bewege und welches eh nur aus "Besatzungs- und Siedlungspolitik" bestehe. So alt, so antizionistisch und in den meisten Punkten eben falsch. Israel ist ein plurales Land, in welchem in der Knesset Parteien vertreten sind, die Israel abschaffen wollen. Genau dieser Pluralismus, den Ofer Waldman bedroht sieht und gar nicht merkt, ist es, was ganz banal und salopp Ansichten der AfD gegenübersteht. Allein die Tatsache, dass Israel ein Einwanderungsland ist, dürfte bei AfD-Mitgliedern für schlaflose Nächte sorgen, ebenso dass arabische und muslimische Parteien in der Knesset vertreten sind. Ofer Waldman bedient unwissentlich mit dem Abgesang weitaus eher die kühnsten Träume der AfD, die sich Israel nicht als bürgerliche Demokratie mit einer multikulturellen Gesellschaft vorstellen können, sondern nur als Bollwerk gegen den Islam.
    Und noch ein Wort zur Regierung Netanjahus: Es ist erstaunlich, dass seine Regierungspolitik nur daran festgemacht wird “die Besatzungs- und Siedlungspolitik Israels aufrechtzuerhalten”. Kein Wort und das spricht ebenfalls Bände, über die innerstaatlichen Debatten in Israel, was die Leute dort umtreibt, u.a. immer höhere Sozialausgaben, in den letzten Jahren explodierende Mietpreise, die Vergrößerung der Schere zwischen Arm und Reich. Es spricht für sich, dass diese Entwicklungen, die ebenso in anderen Staaten, gerade in den westlichen Demokratien ein Dauerthema sind und aufzeigt, dass Israel bei dieser Problemlage dahingehend ein bürgerlicher Staat wie andere ist, nicht thematisiert werden.

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-05

    @murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    Wobei das fast klar war mit dem ersten Fettnäpfchen. Das Problem ist ja bekannt. Gerade bei der IDF kann man sich bspw. als Freiwilliger für nichtmilitärische Angelegenheiten verpflichten. Da springen sehr viele der Evangikalen rum.

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-05

    naja, beatclub glaubt halt, dass antisemitismus "rassismus gegen semiten" wär und bei gokh kannste leider auch rationale aufklärung/argumente/fakten usw vergessen, der suhlt sich lieber in seiner linksdeutschen diskursblase, welche leuten antisemitismus vorwirft, weil sie "linke juden" für ihre falschen argumente kritisieren und verbreitet antisemitischen geschichtsrevisionismus der gruppe arbeitermacht, beatclub entzieht sich jeglicher argumentation, gokh ignoriertse, hauptsache "israel ist unser unglück"

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-05

    wär es nicht ausgerechnet arnim langer, wär die kritik ja nichtmal falsch, aber bei arnim langer ist halt klar, worums dem geht, der hat ja selbst null probleme damit, mit fundamentalistischen antizionistischen ultra-orthodoxen zu marschieren, wenn es gegen israel geht und im gegensatz zu dem klein, kann man dem langer halt nicht unterstellen, dass dem nicht klar wäre, mit wem er marschiert

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-05

    Das stimmt.

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  • traumatizer@nerdpol.ch
    traumatizer@nerdpol.ch
    2018-06-05

    FssccchiSStaSS ercccennt nan am cccluehenden, verSSccchlussenen Loessccchcccnopf

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  • BeatclubFC
    BeatclubFC
    2018-06-05

    Hey Murde, lass mich bitte bei deinen Comments mit geschichtsverdrehenden Dreck aus dem Spiel. Wenn Leute deinen Dreck unbedingt fressen wollen ist es ihr's. Mich zu denunzieren od. mir irgendwelchen Scheiss den du dir zusammenquirlst zu unterstellen ist "unter aller Kritik".
    Wer etwas Denkfutter braucht soll sich doch bitte mal mit der Denke und dem Geschichtsbild jener sog. "Alibi-Juden" (was für ein wahrhaft antisemitischer Dreck ist das denn?) ernsthaft auseinandersetzen

    Hier etwas für jene, die sich auf einer wirklich intellektuellen Ebene mit Geschichte, Ursache und Wirkung auseinandersetzen wollen: Jenseits deutscher Reflexe. Resümee über Antisemitismus, Antizionismus und Israel-Kritik

    Es ist leicht hetzen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit fortschrittlich denkenden Juden und Jüdinnen scheint nicht wirklich angesagt zu sein. Das sind die wahren "deutschen Zustände".

    Und ich kann es gar nicht ab, wenn jemand, der mich wegen meiner politischen Positsionen denunziert auf der anderen Seite öffentliche Posts von mir weiterleitet. Ich habe eine Identität: Künstlerisch, politisch und gesellschaftlich. Die kannst und wirst du nicht trennen.

    Auch wenn ich dich wegen deiner denunziatorischen Ader, deiner Aggroschiene, deinem gut verklausolierten Rassismus etc. ignoriere, bekomme ich das trotzdem mit. Du hast mit deiner Art und Weise schon einige vertrieben, die davon ausgegangen sind, dass sie hier ein grundsätzlich solidarisches Netzwerk vorfinden, in dem Menschen, wegen ihrer Meinung nicht sofort aggressiv angepöbelt, mit Nazi-Vergleichen überzogen und ganz konkret herausgemobbt werden.

    Ich bin immer noch hier. Und auch viele Andere, die keinen Bock drauf haben, von dir denunziert und gemobbt zu werden und die Art von Meinungsführerschaft, die du an den Tag legst beruht nicht auf wirklichen Argumenten, sondern auf Exklusion. Darin bist du jenen, die vorgeblich deine Hauptfeinde sind, den Rassisten, Kapitalisten, Nazis um einiges näher als der Rest der Diaspora-Welt.

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-06

    hahahaha, danke der ehre, aber hättest du die ehre vielleicht einfach mal die argumenete des (ich glaube, in euren kriesen nennt man das einen "token") herrn zimmermann selbst zu formulieren oder geht es dir nur um die funktion des "alibi-juden"?

    ps find ich toll, wie du mir trotzt, ich bin "beeindruckt" :D

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  • BeatclubFC
    BeatclubFC
    2018-06-06

    Mal schnell ins Historische ablenken. Was soll ich mit einem Vortag über Antisemitismus im "realexistierenden Sozialismus" Ich habe auch wenig Lust auf ein Klein-klein und historische Faktenhuberei.

    Erstmal bezeichnet sich Moshe Zuckermann nicht als Anti- sondern als Nicht-zionisten.

    Das was da jetzt kommt meine ich mit "Deutsche Zustände" und ist vom Ansatz her schon Antisemitisch: Der deutsche Intellektuelle, der bestimmt wer Alibi-Jude ist und wer der Richtige Jude und wie der zu agieren hat, damit er in euer Geschichtsbild passt.

    Ein pauschalisiertes Weltbild, das ja zumindest noch den Juden und Jüdinnen zugesteht sich zwischen gut und richtig oder schlecht und falsch entscheiden zu dürfen.

    Im Zuge der hier so oft praktizierten "aufgeklärten Islamkritik" haben Palästinenser_innen und die meisten Araber_innen diese Möglichkeit nicht. Diese kommen (wie jetzt im Zusammenhang mit Gaza) nur als roboterhafte von der Hamas (od. a.) gehirngewaschene Nazi-Marionetten vor, denen keine materielle Grundlage zugestanden wird, die ihnen Anlass dazu gäbe Widerstand zu leisten.

    Ich werde euer pauschalisiertes Weltbild aber nicht weiter stören. Denn eins ist ja klar: "Am deutschen Wesen, soll die Welt genesen" und ihr wisst, dank eurer materiellen Grundlage und historischen Erfahrung ja wo es lang zu gehen hat.

    tschüss

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-06

    Der Artikel von Zuckermann kaut doch nur das durch, was er als Antizionist immer schon gemacht hat. Dass er unredlich arbeitet, lässt sich bereits am Abschnitt der DDR zeigen, d.h. wo es noch gar nicht um sein Kernanliegen geht. Das wiederum macht deutlich, dass er bereits gar nicht erst wegen seiner Positionen, sondern bereits wegen seiner äußerst selektiven Beschreibung kritisiert gehört. Im Abschnitt zur DDR zeigt er seine offenkundige Unwissenheit, indem er die dazugehörige Fachliteratur und die Ergebnisse dessen einfach ignoriert. Das allein deswegen erstaunlich, weil er es besser wissen müsste, denn u.a. Angelika Timm, auf die ich weiter unten verweise, hat in einem von ihm herausgegebenen Sammelband einige Aspekte zum Verhältnis DDR und Juden benannt. Ich nehm das jetzt nich en detail auseinander, sondern beschränke mich auf den kleinen Abschnitt zur DDR und gehe zudem auch zugegebener Maßen holzschnittartig darauf ein, denn das würde wohl die Kommentarfunktion sprengen:

    “In der DDR spielte das ›jüdische Problem‹ insofern keine Rolle, als in ihr wenig Juden lebten und unter ihnen nicht wenige gerade Eingang ins kulturelle und politische Establishment des ostdeutschen Staates fanden (ganz abgesehen davon, dass sich die offizielle Staatsgesinnung dieses sich als das ›andere‹ verstehenden Deutschlands einer antifaschistischen, mithin antinazistischen, somit also auch anti-antisemitischen politischen Tradition verpflichtet wusste). […] Dass die antizionistische Gegnerschaft zu Israel antisemitisch motiviert sei, darauf wäre selbst in Israel kaum jemand gekommen – zumal die UdSSR zu den ersten Staaten gehörte, die für die Gründung des Staates Israel votiert hatten; erst als Israel zu Beginn der 1950er Jahre sich politisch aufseiten des kapitalistischen Westens schlug, geriet es in sowjetsche Ungnade (und somit also auch in die der DDR).”

    Zuckermann ignoriert hier nicht nur die Shoa, denn dann würde ihm aufgehen, warum sowenig Juden und Jüdinnen in der DDR lebten. Der nachfolgende Satz ist dahingehend Quatsch, weil er unerwähnt lässt, dass sich die genannten Juden eben nicht mehr als Juden, sondern als Parteikommunisten verstanden, u.a. Klaus Gysi, d.h. hier stellt sich gar nicht seine Identitätshudelei im Sinne von sich als jüdisch verstehen. Deshalb erschien vielen jüdischen Kommunisten die Verdächtigungen, die ihnen entgegenschlugen, als eine Fortführung des Antisemitismus nach 1945. Die ohnehin geringe Mitgliederzahl verringerte sich 1952/53 im Zuge der antisemitischen Verfolgungswelle (siehe weiter unten) nochmals, als Juden und Jüdinnen aus der DDR flohen, darunter die damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinden. 1985 ist die Gesamtzahl der in den Jüdischen Gemeinden organisierten Menschen mit 450 angegeben, wovon die Hälfte zu diesem Zeitpunkt in Ost-Berlin lebte (Hartewig, Karin: Zurückgekehrt. Die Geschichte der jüdischen Kommunisten in der DDR, Köln, Weimar, Wien u.a. 2000, S. 580). Insbesondere die jüdischen Gemeinden unterstanden einem permanenten Druck seitens der staatlichen Stellen, weil sie der Illoyalität verdächtigt wurden (ein altes antisemitisches Motiv). Das ganze Thema hab ich lang und breit in meiner BA-Arbeit auseinandergenommen.
    Und in der Tat konnten sich die Jüdischen Gemeinden im gesamten Ostblock kurzzeitig frei entfalten, nur um dann bereits im Herbst 1948 wieder von Repression betroffen zu sein.
    Zweitens plappert Zuckermann in bester stalinistischer Manier den Mythos des DDR-Antifaschismus unkritisch herunter. War dies tatsächlich ein Moment in der Gründung, so nutzte sich das Selbstverständnis über die nächsten Jahrzehnte suksessive ab. Allein die Tatsache, dass die ersten fremdenfeindlichen Progrome in den 1970er-Jahren auf dem Boden der DDR stattfanden (Erfurt 1975), sowie die oftmalige Verschleierung des Tatmotivs hinter der Verurteilung des “Rowdytums” spricht Bände. Harry Waibel hat dies detailiert in mehreren Publikationen und ebenso in seiner Diss. dargestellt (u.a. https://jungle.world/artikel/2017/18/der-erste-sekretaer-wusste-von-nichts).
    Drittens, Zuckermann lässt unerwähnt, dass Israel ebenso bis in die 1970er-Jahre ununterbrochen eine Arbeiterpartei-Regierung hatte, zumal bekannt ist, dass Ben-Gurion und seine Mitstreiter hohe Sympathien für die UdSSR hegten, Stichwort: Kibbuz-Bewegung (erst 1977 hat Israel die erste Likud-Regierung). Unter diesen Voraussetzungen ist auch die Anerkennung Israels von den UdSSR und den USA (was Zuckermann wiederum unerwähnt lässt) am Gründungstag zu sehen. Stalin erhoffte sich dadurch ein weiteres Gegengewicht im Nahen Osten im Sinne eines bolschewistischen Staates. All dies bleibt bei Zuckermann unerwähnt, d.h. er ignoriert oder benennt nicht die historischen Hintergründe dessen (keine Ahnung, ob er im angegebenen Buch wenigstens in Fußnoten darauf verweist). Wie Berichte nahelegen, war Stalin entsetzt beim Besuch der ersten israelischen Außenministerin in der UdSSR, als ihr tausende Juden zujubelten (https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/25053), weil er darin einen Ausdruck der Unterminierung seines eigenen Führungsanspruches sah.
    Ebenso, dass Israel sich in den 1950er-Jahren wirtschaftlich gezwungen sah, sich privatwirtschaftlich zu öffnen, da sich die Kibbuz-Bewegung ebenso wie planstaatliche Elemente als Sackgasse erwiesen hatten, schließlich besaß Israel in dem Sinne kaum Bodenschätze für einen weltmarktkompatiblen Industriestandort.
    Viertens unterschlägt Zuckermann, dass bereits die stalinistischen Ermorderungen, die sog. “Säuberungen” antisemitisch konnotiert waren. Gerade in Bezug auf Trotzki wurde immer wieder dessen jüdische Wurzeln hervorgehoben und das er damit ebenso dem Kosmopolitismus anhänge. Die Diffamierung in den späteren Verfolgungswellen wurden dann auch mit der Verfolgung von “Trotzkisten”, Kosmopoliten" und “Abweichlern” durchgeführt, die teils als Chiffre für Juden dienten. So geschehen auch bei der sogenannten “jüdischen Ärzteverschwörung” in Moskau und der Slansky-Prozess in Prag 1952/53, die in der dazu gängigen Fachliteratur als antisemitisch bezeichnet wird (u.a. Timm, Angelika: Hammer, Zirkel, Davidstern. Das gestörte Verhältnis der DDR zu Zionismus und Staat Israel, Bonn 1997, S. 111-126.). Auch das benennt Zuckermann nicht, im Gegenteil, dass leugnet er oder weiß es nicht. Im Zuge dieser antisemitischen Welle in den UdSSR kam es auch zu Verfolgungen in der DDR, der u.a. Paul Merker, langjähriges ZK-Mitglied zum Opfer fiel. Merker war der einzige, der sich im ZK für einen jüdischen Nationalstaat (im stalinischen Sinne zwar) aussprach und auch vehement für Entschädigungszahlungen einstand. Die wurden bekanntlich vom ZK mit dem Verweis auf den eigenen Antifaschismus, d.h. mit der angeblich abgeschlossenen Reinigung, abgeschmettert. Die Grundlage dafür lässt sich bei Thomas Haury nachlesen (Haury, Thomas: Antisemitismus von links. Kommunistische Ideologie, Nationalismus und Antizionismus in der frühen DDR, Hamburg 2002). Im Zuge dessen wurde vermeintlich Abtrünnigen Verbindungen zur “trotzkistisch-jüdischen Bewegung” nachgesagt. Zugleich ist für Sachsen nachgewiesen, dass die Zentrale Parteikontrollkommission bei der Überprüfungsaktion im Zusammenhang mit dem Slansky-Prozess gesonderte Vermerke zu "jüdischer Herkunft" angefertigt wurden (Timm 2002; 112 f.). Und im Gegensatz zu der Aussage Zuckermanns Eingang ins Establishment fanden, steht dem gegenüber, dass die ersten bereits 1950 aus der SED ausgeschlossen wurden: Leo Bauer (Chefredakteur beim Deutschlandsender), Bruno Goldhammer (Intendant des Berliner Rundfunks und Abteilungsleiter im Amt für Informationen) oder Lex Ende (Chefredakteur des Neuen Deutschland).
    Zusammengefasst lässt sich bereits an diesem kurzen Abschnitt aufzeigen und das sag ich jetzt in Funktion als gelernter Geisteswissenschaftler, dass handwerklich äußerst dürftig gearbeitet worden ist, um die eigene Position zu unterfüttern, wenn man nicht gar an einigen Stellen einfach behaupten kann, dass diese historisch falsch wiedergegeben worden sind. Wie gesagt, das ließe sich en detail für den gesamten Beitrag machen, aber weder hab ich die Zeit und ehrlich gesagt auch die Lust, wenn sich Linke derart unkritisch mit einem Artikel befassen. Böse formuliert: Zuckermann nimmt eine selektive Auswahl vor, die der rechtskonservativen Totalitarismusforschung um Eckard Jesse, Uwe Backes und Werner Patzelt nicht unähnlich ist.

    Zum Schluss noch zwei Gegenpositionen zu Zuckermann:
    https://www.iz3w.org/zeitschrift/ausgaben/322_verteilungskaempfe/rez1
    http://nichtidentisches.de/2015/02/taeter-israel-die-opferumkehr-bei-moshe-zuckermann/

    Und wenn man solch ein Interesse daran hat:
    Keßler, Mario: Die SED und die Juden - zwischen Repression und Toleranz. Politische Entwicklungen bis 1967, Berlin 1995.
    Ders.: Kommunismus und Antisemitismus in Deutschland: Der "Fall Merker", seine Vorgeschichte und seine Folgen, in: Ephraim Carlebach Stiftung/ Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Antisemitismus in Sachsen im 19. und 20. Jahrhundert, Dresden 2004, S. 200-203.
    Ders.: Stalinismus und Antisemitismus. Die ungelöste jüdische Frage in der Sowjetunion (1917-1953), in: Ders. (Hrsg.): Arbeiterbewegung und Antisemtismus. Entwicklungslinien im 20. Jahrhundert, Bonn 1993, S. 47-56.
    Goldenbogen, Nora: Juden in der DDR. Erwartungen - Realitäten - Wandlungen, in: Ginzel, Günther P. (Hrsg.): Der Anfang nach dem Ende. Jüdisches Leben in Deutschland 1945 bis heute, Düsseldorf 1996, S. 123-149.
    Hodos, Georg Hermann: Schauprozesse. Stalinistische Säuberungen in Osteuropa 1948-54, Frankfurt a.M., New York 1988.

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-06

    “Mal schnell ins Historische ablenken. Was soll ich mit einem Vortag über Antisemitismus im “realexistierenden Sozialismus” Ich habe auch wenig Lust auf ein Klein-klein und historische Faktenhuberei.”

    Was eben nicht stimmt. Mir ging es um den Nachweis, dass Moshe Zuckermann unredlich arbeitet und deshalb auch seine weiteren Schlüsse, die er mitunter daraus zieht, bedenklich sind. Du sprichst hier ja von Antisemitismus im realexistierenden Sozialismus. Das kommt in dem von dir verlinkten Artikel bereits gar nicht vor, im Gegenteil, das verneint Zuckermann sogar. Und genau um diesen Nachweis ging es mir. Diese Verweigerungshaltung ist es doch gerade, die du genauso an die andere Seite zurückgibst. Zuckermann kann einfach nicht unterscheiden zwischen einem Antizionismus vor der Shoa und einem danach oder will es nicht. Deshalb die unvollständige Literaturliste.

    “Das was da jetzt kommt meine ich mit ‘Deutsche Zustände’ und ist vom Ansatz her schon Antisemitisch: Der deutsche Intellektuelle, der bestimmt wer Alibi-Jude ist und wer der Richtige Jude und wie der zu agieren hat, damit er in euer Geschichtsbild passt.”

    Und genau hier sind wir bei einer Unterstellung: Ich kritisiere Zuckermann nicht, weil er Jude ist, wie du das behauptest, sondern als Geisteswissenschaftler einen anderen Geisteswissenschaftler, immerhin ist er studiert und emeritierter Prof. Du sprichst hier mir meine Kritikfähigkeit ab, weil es mir egal ist, wo der Mensch herkommt, du hingegen auf die Herkunft der Person wert legst , den ich krisiere. Das nennt sich Kulturalismus.

    “Ein pauschalisiertes Weltbild, das ja zumindest noch den Juden und Jüdinnen zugesteht sich zwischen gut und richtig oder schlecht und falsch entscheiden zu dürfen.”

    Eben nicht, ich habe bewusst auf Geisteswissenschaftler verwiesen, die dezidiert eben nicht einem “antideutschen Lager” anhängen. Der Witz ist ja, bereits das genügt zur Widerlegung, was Zuckermann von sich gibt und woraus er letztlich seine weiteren Begründungszusammenhang zieht. Mir geht es nicht darum, wo Zuckermann steht, sondern das ideologisch Unsinn erzählt und das unabhängig davon, ob er Jude ist oder nicht.

    “Im Zuge der hier so oft praktizierten “aufgeklärten Islamkritik” haben Palästinenser_innen und die meisten Araber_innen diese Möglichkeit nicht. Diese kommen (wie jetzt im Zusammenhang mit Gaza) nur als roboterhafte von der Hamas (od. a.) gehirngewaschene Nazi-Marionetten vor, denen keine materielle Grundlage zugestanden wird, die ihnen Anlass dazu gäbe Widerstand zu leisten.”

    Hier geht es um die Persönlichkeits- und Sozialisationsentwicklung. Im Gegensatz zum authothonen Nazi, der immerhin eine Ich-Entwicklung durchmacht, ist diese bei vielen aus den genannten geografischen Räumen bereits beschädigt. Darauf verweisen sowohl Nedjib Sidi Moussa aus Algerien mit seinem Essay “Muslimfabrik” und Fethi Benslama aus Ägypten mit seinem Buch “Der Übermuslim”. Genau darin wird, im Gegensatz zu Kollektivierungen, die ja Palästinensern und Palästinserinnen absprechen, sich zu entscheiden und zu ändern, sich dem Problem psychoanalytisch genähert und warum es so schwierig ist, bspw. Islamisten, die in einem Wir aufgehen, zu deradikalisieren. Darauf verweist auch Mamoud Korchide. Alle drei genannten sind allein deswegen sympathisch und in ihrem Handeln empathisch, weil sie die Ideologie einerseits scharf kritisieren und andererseits nicht die Menschen aufgeben.
    Gerade die viel kritisierte Doku auf WDR und Arte zu Antisemitismus zeigt in den Szenen im Gazastreifen, wo gerade die jungen Palästinenser die Probleme verorten: bei der Hamas, in fehlenden Jobmöglichkeiten, die himmelschreiende Korruption (100 Millionen pro Jahr, wo ist das Geld geblieben) usw.

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  • Ginji
    Ginji
    2018-06-06

    Im Übrigen verfängt diese Rumreiterei auf "deutschen Intellektuellen" mal abgesehen von der dabei ausgehenden Feindlichkeit, auch bereits deshalb, weil ich Neudeutsch gesprochen einen Migrationshintergrund habe. Mein Vater kommt aus Rumänien. Hier würde eine derartige Argumentation letztlich an ihr Ende kommen, wenn es um meine Herkunft geht.

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-06

    Der deutsche Intellektuelle, der bestimmt wer Alibi-Jude ist und wer der Richtige Jude und wie der zu agieren hat, damit er in euer Geschichtsbild passt.

    eben nicht, DAS argument ist entscheidend, genau darum habe ich ja dich nach deinem argument, neben "der zuckermann ist jude" gefragt, aber da kommt ja nie was, ausser, dass "die palästinserInnen nicht als politische subjekte ernstgenommen werden dürfen, weil sie ja von hamas/fatah regiert werden", was ich für eine hoch-rassistische und paternalistische position halte

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  • murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    murdeRED dreams GrandWizardOfZOG
    2018-06-06

    aber always a clever move, anderen leuten rassismus "rassismus" zu unterstellen und dann selbst sauber kulturalistisch-rassistisch "argumentieren", "der araber" kann natürlich nicht zwischen "richtig und falsch" entscheiden, weil die verhältnisse und so, vermutlich ist daran auch irgendwie israel/die zionisten schuld :D

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